Seit dem Beginn der Covid19-Pandemie 2020 haben uns unterschiedlichste Krisen gezeigt, dass wir in Zeiten leben in denen das vormals kaum noch Denkbare wieder wahrscheinlicher wird. Im Rahmen des KI-Innovationswettbewerbs wurde daher ResKriVer als eins von sechs KI-Krisenmanagement-Projekten gestartet mit denen die Resilienz der Gesellschaft und Wirtschaft zur Vorbereitung auf zukünftige Krisen erhöht werden soll.
Am 25.2.22 hatten Prof. Hoppe (FOKUS) und Prof. Pruß (Charité) die Gelegenheit im Rahmen der jährlichen Fortbildungsveranstaltung der „Arbeitsgemeinschaft transfusionsmedizinisches Fachpersonal e.V.“ (AGTF e.V.) über die Hintergründe des Projekts ResKriVer und den aktuellen Stand der Arbeiten im Anwendungsfall „Versorgung mit Blutkonserven“ zu berichten.
Dieses Treffen war nach zwei Jahren des pandemiebedingten Ausfalls stark von der Aufarbeitung der vergangenen Jahre geprägt, so dass der Vortrag von Prof. Hoppe (Foto oben) der insbesondere auf die Darstellung der durch Krisen induzierten Probleme von Lieferketten und deren Auswirkungen auf die Versorgung mit Blutprodukten abzielte auf offene Ohren und großes Interesse stieß. Nach einer kurzen Einführung in den Hintergrund des Projektes und die fünf vom Projekt adressierten Anwendungsfälle, vertiefte Prof. Hoppe die Herausforderungen unterschiedlicher Krisenszenarien und der Gewinnung von Informationen über die Wertschöpfungsnetzwerke von Medizinprodukten und stellte im Kontext der Versorgung mit Blutkonserven die Auswirkungen unterschiedlicher Krisensituationen dar.
Prof. Pruß griff diese Darstellung auf und gab einen Überblick über die Zielsetzung und strategische Ausrichtung des Demonstrators „Versorgung mit zeitkritischen Gütern“, und den Arbeitsstand des Teilprojekts der Charité zur „Blutversorgung in Krisensituationen“. Hierbei stellte er insbesondere die Akquise von verkehrsgünstig gelegenen, mobilen Entnahmeräumen bei der Berliner S-Bahn und dem Bundeswehrkrankenhaus Berlin vor, ging auf die Mobilisierung von Spendern und Entnahmeteams durch die App „BlutAkut“ und drei bisher betrachtete Transportstrategien für Blutkonserven und -teströhrchen, per Drohnen, durch die Wasserschutzpolizei und die Helikopter-Luftrettung des ADACs ein.
Die zusätzliche Darstellung der von Prof. Jürgensohn (HFC) auf der Grundlage von Daten des DRK-Blutspendedienstes Nord-Ost aus den Jahren 2017-2021 erarbeiteten Auswertungsergebnisse der Verfügbarkeit und des Blutbedarfs vor und während der Pandemie durch Prof. Pruß rundete nicht nur die Darstellung ab und bestätigte die allgemeine Erfahrung des medizinischen Fachpersonals, dass bei hohen Temperaturen die Spendenbereitschaft sinkt. Insbesondere weckte auch die Erkenntnis, dass im Gegensatz zum Spenderverbund Hamburg/Schleswig-Holstein und Berlin/Brandenburg im Bundesland Sachsen die Spendenbereitschaft in der Ferienzeit signifikant sinkt, das Interesse der Zuhörenden. Eine genauere Analyse und Darstellung der Gründe dieses Effekts, ebenso wie weitere Erkenntnisse wären im Rahmen der Fortbildung im nächsten Jahr sicherlich von großem Interesse.
Im Rahmen der Ausstellung transfusionsmedizinischer Geräte und Produkte erwies sich insbesondere die Möglichkeit mit den Herstellern MacoPharma und Fresenius KABI in Kontakt zu treten. Spannend war hierbei insbesondere ein Vortrag der Firma MacoPharma über die Herstellung von Blutentnahmesystemen, in dem nicht nur sehr detailliert über die Herstellung eines aus 100 Komponenten bestehenden Blutbeutelsystems (inkl. Kanüle, Filter, Schläuche etc.) berichtet wurde, sondern auch Produktionskapazitäten für deren drei Produktionsstandorte (Frankreich, Polen und Tunesien) angegeben wurden. Dies zeigt, das Unternehmen aus diesen für die Lieferketteninformationen – im Gegensatz zu Preisen und speziellen Kundenkonditionen – kein großes Geheimnis machen. Durch Vermittlung der Charité sind weitere Gespräche mit MacoPharma geplant, um die Frage der Erhebbarkeit von Lieferketten-spezifischen Informationen von Herstellern zu vertiefen.
Thomas Hoppe und Axel Pruß