Die Berliner Feuerwehr beteiligt sich als Anwendungspartnerin im Projekt ResKriVer. Allerdings spricht sie dort nicht nur für sich selbst, sondern stellvertretend für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS). Die Forschungsabteilung der Berliner Feuerwehr denkt daher für andere Feuerwehren in Deutschland mit.
Im Rahmen von ResKriVer sollen im Hinblick auf Versorgungssicherheit und Kommunikationswege Lehren aus der Covid19-Pandemie gezogen werden, um die Resilienz für zukünftige Krisen zu erhöhen. Bei der Stärkung der Resilienz sollen KI-gestützte Innovationen unterstützen. Damit diese bei der Vorhersage und Bewältigung von Krisen helfen können, ist es zunächst erforderlich genau zu verstehen, mit welchen Herausforderungen BOS während der Covid19-Pandemie zu kämpfen hatten. Die Gefahrenabwehr ist in Deutschland Aufgabe der Länder. Weil entsprechend das Hilfeleistungssystem je nach Bundesland unterschiedlich strukturiert ist, wurde eine deutschlandweite Befragung durchgeführt.
Im Rahmen einer qualitativen Erhebung wurden insgesamt 24 leitfadengestützte Telefoninterviews geführt. Die Interviews dauerten circa 45 Minuten. 14 Interviews wurden mit Verantwortlichen (meist Pressesprecher*innen) für die externe und interne Kommunikation geführt. Zehn Interviews wurden mit Verantwortlichen für die Beschaffung geführt. Es wurden Vertreter*innen von Berufsfeuerwehren und freiwilligen Feuerwehren, aus Süd-, West-, Nord- und Ostdeutschland, aus Groß- und Kleinstädten, sowie des THWs, befragt. Auf diese Weise wurde sichergestellt, dass die möglicherweise unterschiedlichen Erfahrungen gleichermaßen erfasst sind.
In der Beschaffung, Logistik und Warenwirtschaft zeigten sich verschiedenste Herausforderungen: Ressourcen, wie persönliche Schutzausrüstung, die überall knapp waren, wurden von den BOS in einem besonderen Ausmaß benötigt. Zur Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit mussten schnell Alternativen gefunden werden: Nicht nur die Recherche nach solchen Alternativprodukten, sondern der Kontaktaufbau zu neuen Lieferantinnen und Lieferanten war nur durch eine Aufstockung des Personals möglich. Die hochdynamische Marktsituation erforderte insgesamt ein flexibles Handeln. Die Teilnehmenden sprachen den Wunsch nach Best Practices, Richtlinien und Vorschriften für solche Krisenszenarien aus.
Die Befragung zu den Kommunikationswegen ergab, dass Herausforderungen während der Covid19-Pandemie insbesondere in der mangelhaften IT-Infrastruktur, fehlender Schnelligkeit, Verständlichkeit und Zielgruppengerechtigkeit herausgegebener Informationen sowie fehlender Erreichbarkeit von Mitarbeitenden lagen. Eine Kommunikationsplattform auf der verifizierte Informationen zum Lagebild sowie Best Practices und FAQs zum Umgang mit speziellen Krisensituationen, die orts- und zeitunabhängig verfügbar ist, könnte Abhilfe schaffen. Dem Wunsch nach Best Practice Beispielen, Handlungsleitfäden und FAQs wird die Berliner Feuerwehr sich im weiteren Projektverlauf mit besonderem Augenwerk widmen.