Im Rahmen von ResKriVer werden Einsatzzwecke, technische Anforderungen sowie Akzeptanzkriterien von Social-Media-Monitoring-Software für sektorenübergreifendes Krisenmanagement entwickelt.
Welche Schadenslagen gibt es und wie werden diese von der Bevölkerung antizipiert? Wovor haben die Menschen Angst? Was bewegt die Menschen vor Ort? Über welche Themen im Bereich Gefahrenabwehr wird gesprochen? Gibt es Falschmeldungen, die Menschen verunsichern? KI-Gestütztes „Social Media Monitoring“ bietet Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) die Möglichkeit, Antworten auf diese Fragen zu finden.
BOS sind die für die Gefahrenabwehr zuständigen Verwaltungsbehörden. Hierzu gehören die Feuerwehr, der Rettungsdienst, das Technische Hilfswerk (THW), das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) sowie weitere Vereine und Unternehmen. Ein (Krisen-)Ereignis liegt vor, wenn Maßnahmen zur Abwehr einer konkret drohenden Gefahr für ein Schutzgut (z. B. wie Personen, Tiere, Sachwerte oder Infrastrukturen) ergriffen werden. Jede Krise ist einzigartig, weist im Regelfall aber die folgenden Merkmale auf: Es handelt sich um ungeplante, ungewollte oft überraschende Ereignisse, die konkrete Gefahren für Schutzgüter auslösen, weswegen BOS-Maßnahmen zur Schadensbegrenzung einleiten.
Eine zentrale Rolle bei der Krisenbewältigung und Prävention spielt die Kommunikation. Krisenkommunikation zielt darauf ab einen akut drohenden Schaden zu vermeiden etwa durch Warnen bzw. einen bereits entstandenen Schaden schnellstmöglich einzugrenzen etwa durch das Aufzeigen von Handlungsoptionen. In Abgrenzung dazu ist das Ziel von Risikokommunikation die Prävention und die Vorbereitung auf Gefahren und Risiken. Die Gütekriterien der Krisenkommunikation sind Schnelligkeit (aktiv und frühzeitig), Wahrhaftigkeit, Verständlichkeit und Konsistenz (einheitlich, koordiniert und kontinuierlich). Die Bedeutung der „Zweiwegkommunikation” rückt dabei immer mehr in der Fokus. Um passende Verhaltensempfehlungen ausgeben zu können, muss verstanden werden in was für einer (Schadens-)Situation sich die Betroffenen befinden und wie diese Situation von ihnen wahrgenommen wird. Hierfür kann Social Media Monitoring von Bedeutung sein.
In Schadens- und Gefahrenlagen werden soziale Medien verstärkt zum Informationsaustausch genutzt. In solchen Lagen besteht ein erhöhter Informationsbedarf seitens der direkt und indirekt Betroffenen. Eine vom BBK geförderte Befragung von 8.091 Personen aus acht Ländern ergab, dass 66 % der Befragten bereits Lageinformationen in den sozialen Medien geteilt haben. Als Lageinformationen gelten in diesem Zusammenhang alle Informationen zur Beschreibung eines konkreten (drohenden) Schadens-Ereignisses sowie dessen Bewältigung. Als Betroffene oder Beobachtende vor Ort können Nutzende aktuelle Informationen sowie Bild- und Videomaterial ins Internet einspeisen. Zur Vervollständigung des Lagebilds können diese Informationen von BOS etwa in Krisenstäben verwendet werden. Hierfür ist es zentral, dass falsch-positive Beiträge herausgefiltert werden, also dass die Software nur solche Beiträge anzeigt, deren Inhalt die spezifische Schadenslage betrifft. KI-gestützte Software zum Social Media Monitoring kann identifizieren, wer die Meinungsführenden sind, welche Beiträge besonders viel Aufmerksamkeit erfahren bis hin zum Faktencheck des Inhalts dieser relevanten Beiträge. So können Falschmeldungen erkannt werden und es kann gezielte Aufklärungsarbeit geleistet werden. Bei ResKriVer wird untersucht für welche Einsatzszenarien und unter welche Bedingungen diese Funktionen einen Mehrwert für den Einsatzbetrieb der Anwendungspartner liefern können.
Quellen:
Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI.) (2014). Leitfaden Krisenkommunikation (Crisis Communication Guide). Online verfügbar, letzter Zugriff 12/03/2022.
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) (2018): Die Risikokommunikation des BfR in der Praxis. ISBN 978-3-943963-48-9. BfR Wissenschaft) Berlin. Online verfügbar, letzter Zugriff 12/03/2022.
Hughes, A. L., & Palen, L. (2009). Twitter adoption and use in mass convergence and emergency events. International journal of emergency management, 6(3-4), 248-260. Online verfügbar, letzter Zugriff 20/04/2022.
Wahl, S. (2021). Behördliche Katastrophenkommunikation und Partizipation der Bevölkerung (Doctoral dissertation). Online verfügbar, letzter Zugriff 20/04/2022.
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